Eine kleine (schwule) Geschichte der Stadt

Erste Belege für die „Verfolgung sodomitischer Handlungen“ gab es bereits 1378. Für die Neuzeit ist der 29.8.1867 das erste wichtige Datum: Karl Heinrich Ulrichs (siehe Bild) hatte auf dem Deutschen Juristentag in München die Abschaffung antihomosexueller Gesetze gefordert. Münchens Ruf als Stadt der Künste sowie die (damals noch existierende) „Liberalitas Bavariae“ zogen bis zum Ersten Weltkrieg auch viele Homosexuelle an. Nach der Revolution 1918/19 verschärfte sich das Klima zusehends, die homosexuelle Subkultur wurde während der Nazi-Zeit völlig zerschlagen, der §175 verschärft, viele Homosexuelle wurden sogar in Konzentrationslager gebracht. Ein Schock, von dem sich die Szene erst nach der Entschärfung des §175 im Jahre 1969 erholte. Dann aber begann die Subkultur der Stadt zu erblühen. Ihr Zentrum war von Anfang an das ehemalige Rotlichtviertel im Glockenbachviertel und rund um die Müllerstraße. 1980 fand der erste Christopher-Street-Day am Odeonsplatz statt, die Szene wurde in den Folgejahren sichtbarer und größer. 1984 gründete sich hier die älteste regionale Aids-Hilfe Deutschlands, 1987 erhielt die schwule Szene jedoch dank des „Bayerischen Maßnahmenkatalogs“ von Innenstaatssekretär Peter Gauweiler, der dem Image Münchens über Jahrzehnte schaden sollte, einen weiteren Rückschlag. 1990 trat die erste schwul-lesbische Wählerinitiative „Rosa Liste“ erstmals bei den Stadtratswahlen an, 1996 erhielt sie auch einen Sitz, den sie derzeit noch immer innehat. Nicht zuletzt deshalb gilt München heute als liberale, tolerante und in Sachen Gleichstellungspolitik geradezu vorbildliche Stadt. Feste, Paraden und eine ganze Subkultur werden städtisch gefördert. Ihre Szene ist heute vielfältig und lebensfroh.

The first evidence for the persecution was already in 1378. For the modern period 1867 is the first important year when the lawyer Karl Heinrich Ulrichs (see foto) held a speech in favour of the abolition of anti- homosexual laws. Munich‘s reputation as a city of the arts and the so called „Liberalitas Bavariae“ pulled up many homosexuals until the First World War. After the revolution of 1918/19, the climate worsened rapidly and later the homosexual subculture was completely smashed during the Nazi era, exacerbated by § 175, many homosexuals were even sent to concentration camps. A shock from which the scene recovered only after the defusing of § 175 in 1969. But then the subculture of the city began to flourish. Its center was from the beginning the former red-light district in Glockenbachviertel and around the Müllerstraße. 1980, the first Christopher Street Day took place on the Odeon Square and the scene became more and more visible and larger in the following years. 1984 here the oldest regional AIDS-fondation in Germany was founded. In 1989, the first gay and lesbian voters initiative „Rosa Liste“ was established, in 1996 it also received a seat, which it currently still holds. Munich nowadays is considered very liberal, tolerant and in terms of gender equality policies a downright ideal city. Festivals, parades and a whole subculture is promoted by the local government. This scene nowadays is diverse and full of life.